Stell dir vor, du bist im Jahr 1913 auf einem englischen Derby. Du stehst mit den anderen Zuschauern und wartest gespannt auf den Startschuss. Da fällt dieser und die Pferde preschen los. Ganz vorne dabei ist das Pferd, das für den König ins Rennen startet. Auf einmal ein Aufschrei. Eine Frau stellt sich mitten auf der Rennbahn vor das Pferd des Königs. Drei Tage später wird man in der Zeitung von ihrem Tod erfahren.
Die Suffragetten
Diese Frau war Emily Davison. Eine englische Suffragette. Als Suffragetten werden all jene bezeichnet, die für das Frauenwahlrecht kämpfen. Vor allem Anfang des 20. Jahrhunderts war in England eine große Welle, die schlussendlich auch ausschlaggebend für die Einführung des Frauenwahlrechts war. Emily Davison (Mitglied der Social and Political Union) brachte durch ihre Tat den Frauen zum ersten Mal medial Aufmerksamkeit für ihr Ziel. Seitdem lautet der Leitsatz der Suffragetten:
Deeds not words (Taten statt Worte)
Frauen sind zu emotional und impulsiv, um wichtige Entscheidungen zu treffen. Das war über Jahrhunderte das Argument, welches Männer gegen das Frauenwahlrecht anführten. Schon im 18. Jahrhundert versuchte Olympe de Gouges die französische Verfassung zu ändern, da diese Frauen so viele Rechte wie Sklaven und Kinder hatten. Auch die Parole “Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit” schloss Frauen aus.

Der Kampf über Jahrhunderte
Weitere Frauen wie Louise Otto Peters, wegen der im Königreich Sachsen ein neues Gesetz erlassen wurde. Der Lex Otto, der es Frauen verbot, Mitverfasser oder Herausgeber von Zeitungen zu sein. Dabei ist zu erwähnen, dass Zeitungen eine der einzigen Medien darstellte, in denen Frauen ihre Meinung äußern konnten. So tat es auch Hedwig Dohm, die mit Satire und Ironie auf die Stimmlosigkeit der Frauen aufmerksam machte. Auch Männer, wie zum Beispiel der Österreicher Victor Adler, setzten sich für das Frauenwahlrecht ein. Er ist der Gründer der sozialdemokratischen Partei und legte in seinen ersten Wahlprogrammen schon das Ziel für das Wahlrecht von Frauen als eines der wichtigsten fest. Eine weitere Österreicherin ist Adelheid Popp, die nicht nur durch ihre schlimme Kindheit auf das Schicksal tausender Frauen aufmerksam machte, sondern auch eine der ersten Frauen im österreichischen Nationalrat war.
Einführung des Frauenwahlrechtes
Besonders der Erste Weltkrieg hatte großen Einfluss in Bezug auf die Rolle der Frau in der Gesellschaft. Früher hieß es: Dem Mann gehört die Öffentlichkeit und die Frau muss im Haushalt und für die Kinder da sein. Doch im Krieg änderte sich diese Geschlechterverteilung. Da Männer in den Krieg mussten, übernahmen Frauen ihre Berufe. Dadurch gewannen sie an Selbstvertrauen. Das führte in vielen Ländern zu der Einführung des Frauenwahlrechts. Beschlossen in Österreich im Jahr 1918.
Finnland hat das Stimmrecht schon 1906 beschlossen und das letzte Land Europas war Liechtenstein im Jahr 1984.
Frauenwahlrecht ≠ Gleichberechtigung
Obwohl heutzutage fast überall das Frauenwahlrecht gesetzt ist, sind Frauen noch immer nicht gleichberechtigt. In Österreich ist diese Ungleichheit zum Beispiel beim Gender Pay Gap zu spüren. Doch in anderen Ländern haben Frauen noch immer um ihre Stellung zu kämpfen. Die Agenda mit den Sustainable Development Goals schließt Geschlechtergleichheit als Ziel (siehe Nummer 5), welches bis 2030 erreicht werden soll, mit ein.

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