Trösten ist nicht einfach. Oft fallen einem nicht die passenden Worte ein. Wie Trösten dennoch gelingen kann, erfährst du hier.

  • Deine Freundin oder dein Freund ist am Boden zerstört, weil ihr Partner mit ihm oder ihr Schluss gemacht hat.
  • Dein Freund oder Freundin ist enttäuscht, weil er oder sie wieder eine schlechte Note geschrieben hat. Deine Schwester oder dein Bruder zieht sich zurück, weil er oder sie von seinem Partner gekränkt wurde. 
  • Deine Mutter weint nur noch, weil ihr Vater gestorben ist …

In solchen Situationen hat man meist das Bedürfnis, auf den anderen zuzugehen. Aber alles, was dir an möglichen Aussagen einfällt, erscheint unpassend, banal oder nicht ausreichend.

Solche Gedanken können uns vielleicht dann kommen, wenn wir uns vom Trösten zu viel erwarten.

Für jemanden da zu sein und Trost zu spenden, kann sehr hilfreich sein, aber es ist nicht möglich, den Betroffenen ihren Schmerz ganz abzunehmen. Viel eher kann er leichter zu tragen sein, wenn man damit nicht allein ist.

In vielen Situationen braucht es Zeit, bis es der Person wieder besser geht. In dieser Zeit ist es wichtig, Menschen an der Seite zu haben, die mit dir gemeinsam durch die schwierige Zeit gehen: Indem jemand da ist und zuhört.

Es aushalten kann, dass man gerade traurig oder schlecht drauf ist. Leute, die einen auch mal ablenken und auf andere Gedanken bringen, in den Arm nehmen, begleiten etc.

All das ist trösten. Wenn es einer Person nicht gut geht, ist es wichtig, zu sehen, dass es Menschen gibt, denen man etwas bedeutet und nicht egal ist.

Trösten braucht nicht viele Worte

Beim Trösten geht es darum, zu zeigen: „Ich merke, dass es dir nicht gut geht – und das lässt mich nicht kalt.“ Vor allem geht es auch darum, zu vermitteln, dass die Person nicht alleine ist.

Du musst keine großen Reden halten und auch nicht versuchen, jemanden von irgendetwas zu überzeugen. Es gibt auch nicht DIE richtigen Worte.

Manchmal kann es sogar sein, dass es gar keine Worte braucht. Das Wichtigste ist, dass jemand da ist, der einen versteht und zuhört.

Was gerade gut tut, ist individuell. Du kannst auch nachfragen, was für die Person gerade passt, z. B. wenn du sie in den Arm nehmen magst, nachfragen, ob ihr eine Umarmung guttun würde.

Das reicht meist, auch wenn du dir denkst, du würdest gern mehr machen. Wenn man verzweifelte Menschen fragt, was ihnen am meisten hilft, sagen sie oft: „Jemand, der mir einfach nur zuhört und da ist.“

Trösten braucht Ehrlichkeit

Um jemanden zu trösten ist es wichtig, wirklich eine Bereitschaft zu haben, sich mit der Situation der anderen Person auseinanderzusetzen.

Traurige Menschen sind sehr empfindsam und merken sehr schnell, ob jemand wirklich wissen will, wie es ihm geht oder ob die Person nur eine Floskel dahersagt.

Falls du mal nicht so viel Zeit hast, könntest du darauf achten, dass du nur das anbietest, was du auch einhalten kannst.

Vielleicht ist da eine ehrlich gemeinte Umarmung manchmal passender, als zu versprechen, sich zu melden, wenn du das gerade nicht schaffst.

Was sagen?

Wenn du merkst, jemandem geht es nicht gut und du noch nicht weißt, warum es ihm nicht gut geht, könntest du einfach nachfragen.

Zum Beispiel: „Du wirkst irgendwie unglücklich/unzufrieden/abwesend. Magst du erzählen, was ist los?“, „Warum weinst du? Was ist passiert?“, „Ich hab das Gefühl du ziehst dich zurück – woran liegt das?“

Manchmal weiß man schon vorher, warum es der Person schlecht geht. Dann ist es natürlich unpassend, solche Fragen zu stellen.

Hier kannst du Mitgefühl oft durch Körpersprache ausdrücken, z. B. sich neben die Person setzen, sie in den Arm nehmen, drücken (wenn du das Gefühl hast, die andere Person empfindet das als angenehm) oder die Hand kurz auf die Schulter legen.

Oft reichen dann schon ein, zwei Sätze, um jemandem zu zeigen, dass man mitfühlt.

Ein paar Beispiele:

  • „Ich würd’ gern für dich da sein. Willst du mir sagen, woran du gerade denkst?“,
  • „Ich fühl’ mit dir. Magst du reden?“,
  • „Ich kann verstehen, dass es dir nicht gut geht. Ich glaub, mir würde es ähnlich gehen.“,
  • „Ich würde dir gern helfen, weiß aber nicht wie.“

Es kann sein, dass eine verzweifelte Person nicht gleich auf dein Gesprächsangebot „einsteigt“ – vielleicht ist sie im Moment gefühlsmäßig gar nicht in der Lage, zu reden.

Dann könntest du fragen, ob es ihr recht ist, wenn du noch ein bisschen bei ihr bleibst oder es in Ordnung ist, wenn du dich später nochmal meldest.

Hin und wieder kann es wichtig sein, zu akzeptieren, wenn jemand nicht oder noch nicht reden möchte.

In diesem Fall wäre eine Idee, die Person, der es nicht gut geht, einfach zu fragen, ob sie etwas unternehmen will, um auf andere Gedanken zu kommen.

Am besten mit einem ganz konkreten Vorschlag, z. B. „Willst du dich morgen um 15 Uhr zum Spazieren treffen?“

Wenn dir jemand von seinem Leid erzählt, kannst du ihm vielleicht helfen, wenn du dich in seine Lage einfühlst und Verständnis für seine Situation zeigst, z. B., „Ich kann verstehen, dass du sauer bist“.

Da jeder Mensch anders ist, heißt das nicht automatisch, dass du dich genauso fühlen würdest, es geht viel eher darum, Verständnis zu zeigen, dass sich dein Freund oder Freundin in diesem Moment so fühlt. 

Falls du mal Ähnliches, wie die verzweifelte Person erlebt hast, kann es verbindend sein, anzubieten von ähnlichen Erfahrungen zu erzählen, nach dem Motto: „Ich kann mir ein Stück weit vorstellen, wie es dir geht.“

So bekommt die Person einen Eindruck, welche Möglichkeiten es gibt, mit so einer Situation umzugehen.

Bei einer unglücklichen Person, der du nicht nahe stehst oder die du vielleicht nicht magst, kannst du auch eine andere Person bitten, sich um sie zu kümmern, wie z. B. einen Lehrer oder Freund der Person.
 

✅ Tipp – Auf Rat-„Schläge“ und Sprüche verzichten

  •  Ratschläge sind oft gut gemeint – sie sind allerdings nicht das, was eine verzweifelte Person braucht. Sie führen leicht dazu, dass sie sich unverstanden fühlt. „Du musst jetzt die Zähne zusammenbeißen!“, vermittelt vielleicht, dass man keine Gefühle zeigen darf.
  •  Sprüche wie „Nach Regen kommt auch wieder Sonnenschein“ verfehlen auch meistens ihre Wirkung, weil sich leidende Menschen in dem Moment gar nicht vorstellen können, dass wieder bessere Zeiten kommen.
  •  Mit Verharmlosungen, wie „Dein Freund hat das sicher nicht so gemeint“, werden Zweifel an der richtigen Wahrnehmung der leidenden Person ausgedrückt. Anteilnahme und Mitgefühl könntest du hier eher durch: „Das war total gemein von ihm!“ oder „Das würde ich auch nicht okay finden!“, ausdrücken.

Ratschläge fühlen sich für traurige Personen oft unpassend an, weil sie vielleicht nicht so sehr nach einer Lösung oder Erklärung suchen, sondern eher nach jemanden, mit dem sie ihre Gefühle teilen können.

Ist Schweigen oder Weinen schlimm?

Wenn man mit einer traurigen Person mitfühlt und Anteil nimmt, kann es dazu kommen, dass es einem ähnlich geht wie dem Trauernden.

Man ist sprachlos, weiß nicht, was man tun soll, ist traurig … Das ist ganz normal und nichts Schlimmes.

Wenn du nicht weißt, was du sagen sollst, kannst du das auch ruhig zum Ausdruck bringen: „Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“ oder „Ich bin schockiert!“

Es kann für Betroffene hilfreich sein, wenn sie merken, dass auch andere in ihrer Situation so fühlen.

Es ist nicht schlimm, wenn man gemeinsam schweigt oder weint. Im Gegenteil: es kann verbinden, wenn man seinen Schmerz mit jemand anderem teilen kann.

Weinen ist für viele Menschen mit einem befreienden Gefühl verbunden. Selbst, wenn du als Tröster auch anfängst zu weinen, ist das nur ein Ausdruck von Mitgefühl und Verbundenheit.

In Kontakt bleiben

Womöglich kann eine unglückliche Person ihren Schmerz nicht gleich überwinden.

Kein Grund enttäuscht zu sein, wenn sich über längere Zeit nichts an seiner Gefühlslage ändert – jeder hat sein eigenes Tempo der Verarbeitung und es kann manchmal eine Zeit lang brauchen, den Schmerz zu überwinden.

Die meisten traurigen Personen werden es aber zu schätzen wissen, wenn du immer wieder mal fragst, wie es geht und ob du etwas für sie tun kannst.

Es ist stärkend für Betroffene, wenn es Personen gibt, denen sie immer wieder von ihren Gefühlen erzählen „dürfen“.

Oft ist das aber für einen selbst gar nicht leicht auszuhalten! Denk dran, auch dir jemandem zum Reden zu suchen.

Quelle

mit freundlicher Genehmigung von Rat auf Draht

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