Das ist der zweite Teil unseres Artikels über Selbstmordgedanken. Heute werden wir klarstellen, wann, wie und mit wem du reden kannst oder solltest.
✅ Tipp #2 – Kann „nur reden“ helfen?
Warum kann Reden überhaupt etwas verändern? Dafür gibt es mehrere Gründe, einerseits kann es entlastend sein, einmal alles was einen beschäftigt loszuwerden und auszusprechen.
Ein weiterer Aspekt ist, dass man in Worte fasst, was belastend für einen ist. Dadurch können manche Inhalte strukturiert werden und sich so eventuell schon ein kleines bisschen entwirren.
Durch das darüber Nachdenken und das Aussprechen kann durchaus auch ein anderer Blick auf die eigene Situation entstehen.
Erinner’ dich, was hat schon mal geholfen?
Vielleicht hast du ja früher schon einmal eine Situation erlebt, die für dich sehr belastend war.
Du könntest überlegen, was dich damals unterstützt hat, gab es da möglicherweise einen Lehrer, dem du dich gut anvertrauen konntest oder hat es dir geholfen, Belastendes aufzuschreiben und das Papier in kleine Stücke zu zerreißen?
Sport als Ventil? Es könnte sich jedenfalls lohnen, auch heute auszuprobieren, was du damals als hilfreich erlebt hast – vielleicht ist es diesmal auch so, dass es zumindest etwas Entlastung bringt.
Auch dir nahestehende Personen könntest du fragen, was ihnen hilft, wenn es ihnen gerade nicht gut geht.
Wie fühlt sich das an?
Natürlich ist jeder Betroffene selbst Experte dafür, wie es ihm geht. Man fühlt sich in Verbindung mit Suizidgedanken oft zu kraftlos, um einen Ausweg zu erreichen.
Oder gar kein Ausweg in Sicht scheint bzw. man auch wenig Freude an Dingen empfindet, die einem früher Spaß gemacht haben.
Auch die Schlaf- und Essgewohnheiten können sich verändern, z. B. verspürt man keinen Appetit mehr oder isst mehr als früher. Das hat auch Auswirkungen auf die Gedanken.
Je weniger man dann beispielsweise isst oder schläft, umso weniger kann man eine Situation analysieren und Lösungen suchen, da dies viel Energie kostet, die man dann einfach nicht zur Verfügung hat.
✅ Tipp #3 – Hol’ dir unbedingt Hilfe, wenn …
- … du das Gefühl hast, dass dir alles über den Kopf wächst.
- … du etwas Belastendes erlebt hast, das dich nicht mehr „loslässt“.
- … du merkst, dass du gegen dich gerichtete Aggression verspürst bzw. du das Gefühl hast, dich für etwas bestrafen zu wollen oder müssen.
- … es dir über einen längeren Zeitraum schwerfällt, dich für alltägliche Aufgaben aufzuraffen (in die Schule oder zur Arbeit zu gehen, Hausaufgaben zu machen, zu duschen etc.).
- … du das Gefühl hast, dass dich nichts mehr freut.
- … du merkst, dass du dich immer mehr zurückziehst (etwa keine Freunde mehr triffst, ihnen nicht mehr schreiben magst usw.).
- … es dir öfter schwerfällt, einzuschlafen oder du oft in der Nacht aufwachst.
- … sich dein Essverhalten verändert hat (du weniger oder mehr isst als früher).
- … du merkst, dass du immer wieder daran denkst, wie es wäre, nicht mehr zu leben.
- … du über Möglichkeiten nachzudenken beginnst, wie du den Suizid machen könntest.
Gib dem Leben eine Chance
Überlege, welche Möglichkeiten es geben könnte, um zu Verbesserungen zu kommen. Etwa: „Habe ich schon mit Vertrauenspersonen bzw. mit Experten gesprochen, wie sehen andere die Situation, welche Möglichkeiten sehen sie, was hat mir in anderen Situationen geholfen, …?“
Wir möchten dich ermutigen, zumindest für einen Moment lang dem Gedanken eine Chance zu geben, dass es Auswege gibt.
✅ Tipp #4 – An welche Stellen kann man sich wenden?
- Übersicht über Stellen in ganz Österreich: Hier sind österreichweit Stellen aufgelistet, an die du dich im Notfall wenden kannst.
- Viele Infos und Tipps zur Suizidprävention gibt es auch auf Bittelebe.at
Was soll ich dann sagen?
Oft ist es schwierig, die ersten Worte oder Sätze zu finden, wenn man jemanden von seiner Verzweiflung erzählen möchte.
Mitarbeiter von Beratungseinrichtungen wissen genau, dass es manchmal schwer sein kann, für seine Gedanken und Gefühle passende Worte zu finden.
Sie haben Verständnis dafür und können dich durch behutsame Fragen dabei unterstützen. Es ist auch okay, zuerst einmal über etwas anderes zu sprechen.
Quelle
mit freundlicher Genehmigung von Rat auf Draht
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