Es wird wenig darüber gesprochen, aber es gibt sie – sexuelle Übergriffe gegen Burschen, ausgeübt von erwachsenen Männern oder Frauen.

Nur einige der Burschen, die einen Übergriff erlebt haben, reden darüber. Andere tun das nicht – das kann verschiedene Gründe haben.

Bilder vom „Mann–sein“

In der Gesellschaft sind teilweise noch bestimmte Rollenbilder von Burschen und Männern vorhanden. Ein Bursch/Mann soll stark, mutig und unverletzbar sein.

Sprüche wie „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“ oder „Ein Mann geht seinen Weg“ tragen auch zu diesen Rollenbildern bei. Solche Rollenbilder können es schwierig machen, über sexuelle Grenzüberschreitungen zu reden.

✅ Tipp #1

Solche Rollen-Klischees haben wenig mit der Realität von Gefühlen, die Burschen und Männer haben, zu tun. Burschen und Männer sind auch z. B. mal traurig, schwach, verletzlich oder ohnmächtig und das dürfen sie auch sein, zeigen und sagen!

Beeinflussung durch übergriffige Person

Ein anderer Grund, warum es Burschen schwerfallen kann, über sexuelle Übergriffe zu reden, ist, weil sie vom übergriffigen Erwachsenen beeinflusst und manipuliert werden.

Erwachsene, die sexuell übergriffig sind, gehen oft sehr gezielt vor.

Sie suchen an Orten, wo sich Jungen aufhalten, z. B. Sportplätze, Parks, Schwimmbäder, Einkaufszentren oder online in sozialen Netzwerken, Chats oder Foren, nach Möglichkeiten, Kontakt aufzunehmen.

Sie versuchen gezielt eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen, indem sie sich z. B. für die Probleme des Jungen interessieren. Wenn das im Internet passiert, spricht man hier von Cyber-Grooming.

Diese vertrauensvolle Atmosphäre wird später von dem Erwachsenen für sexuelle Grenzüberschreitungen genutzt. Oft verwenden sie dazu scheinbare „Erklärungen“, um den Burschen zu beeinflussen und das sexuell übergriffige Verhalten zu rechtfertigen. Zum Beispiel:

Du hast das doch auch gewollt – das habe ich gesehen.“

„Das ist schon in Ordnung Sexualität ist etwas ganz Normales.“

„Du bist eben schon sehr früh reif und ein großartiger Liebhaber.“

„Du hattest eine Erektion – also hat es dir gefallen!“

und vieles mehr.

Solche Äußerungen sollen den Burschen verunsichern und ihm einreden, dass er die sexuellen Handlungen auch wollte – dass er sozusagen „mitschuldig“ wäre.

✅ Tipp #2

Du bist nicht mitschuldig. Das will dir die übergriffige Person nur einreden!

Sei vorsichtig, wenn du das Gefühl hast, jemand will dich zum Sex überreden oder dir deswegen droht – das sollte bei Sex eigentlich nicht vorkommen.

Hör auf dein Gefühl, du hast das Recht, jederzeit abzubrechen. Mach nur das, was du auch wirklich möchtest.

Ängste vor möglichen Folgen

Auch Ängste vor den möglichen Folgen können es schwierig machen, über einen sexuellen Übergriff zu reden. Befürchtungen können sich z. B. wegen Drohungen des sexuell übergriffigen Erwachsenen ergeben.

„Wenn du etwas erzählst, tu ich dir oder deiner Familie etwas an!“

„Wenn du etwas sagst, stelle ich Fotos und Videos von dir ins Internet – damit alle sehen können, dass du schwul bist!“

„Niemand wird dir glauben, weil du schon immer ein Problemkind warst und früher schon gelogen hast!“

„…, dann kommst du ins Heim, weil deine Eltern nicht gut auf dich aufgepasst haben!“

Steifer Penis?

Bei einer sexuellen Grenzüberschreitung können manchmal auch angenehme Gefühle oder eine Peniserektion auftreten, was den Jungen verunsichern kann.

Das heißt aber nicht, dass ein Bursche das wollte, es ihm gefallen hat oder es sich nicht um einen sexuellen Übergriff gehandelt hat.

Dass ein Penis steif wird, wenn jemand daran herumfummelt, kann eine rein mechanische Reaktion sein. Auch ob jemand schwul ist oder nicht, kann man nicht daran erkennen.

Manche Burschen fragen sich, ob man durch einen sexuellen Übergriff schwul werden kann. Das ist nicht möglich.

Sei besonders vorsichtig, wenn…

… du dich beobachtet fühlst:

z. B. wenn dir auffällt, dass Erwachsene auffälliges Interesse in Freizeiteinrichtungen, Parks oder Verkehrsmitteln an Kindern und Jugendlichen haben oder du das Gefühl hast, dass dir jemand nachgeht.

✅ Tipp #4

  • Bleibe nicht alleine.
  • Suche die Nähe von anderen Erwachsenen.
  • Gehe zu anderen Erwachsenen oder in ein Geschäft und sag dort, dass du das Gefühl hast, dass dir jemand nachgeht.
  • Ruf eine erwachsene Vertrauensperson an und bleibe so lange im Gespräch, bis du in Sicherheit bist.  
  • Es kann auch Sinn machen, die Polizei zu informieren, dass sich ein Erwachsener auffällig verhält.

… Erwachsene verlockende Angebote machen:

z. B. auf Zigaretten, auf Alkohol, zum Kiffen einladen, zum Zocken in die Wohnung einladen etc.

✅ Tipp #5

  • Bleib misstrauisch, wenn jemand solche Angebote macht! Warum macht er oder sie das? Was hat er oder sie davon?
  • Eigenartige Angebote lieber ablehnen.
  • Nie sich alleine einladen lassen.
  • Sich nicht von Freunden trennen lassen.

… Erwachsene auffällig oft über sexuelle Themen reden:

z. B. oft sexuelle Anspielungen machen oder sich für deine sexuellen Erfahrungen interessieren.

Es kann sein, dass eine sexuell übergriffige Person auf diese Weise eine Stimmung schaffen will, die eine sexuelle Grenzüberschreitung leichter machen soll.

✅ Tipp #6

  • Zeige deutlich und unmissverständlich, dass du keine Lust hast über sexuelle Themen zu reden, wenn es für dich unpassend ist
  • Sag es interessiert dich nicht und lass dich auch nicht überreden, es doch zu tun.
  • Genauso kannst du auch vorgehen, wenn dich jemand zum gemeinsamen Porno schauen einladen will und du das aber nicht möchtest.

… Erwachsene dich auffällig oft berühren oder sich für deinen Körper interessieren:

z. B. ihren Arm auf deine Schulter legen, auf deinen Oberschenkel greifen; deinen nackten Oberkörper sehen wollen; mit dir Fotos in bestimmten Posen machen wollen.

✅ Tipp #7

  • Wenn dir ein Körperkontakt zu weit geht, zeige das deutlich: Setz dich weg, gehe einen Schritt zur Seite oder ganz woanders hin, drehe dich aus einer Umarmung heraus etc. oder sag, dass du das nicht möchtest
  • Mach nicht mit, wenn du ein komisches Gefühl hast.
  • Rede mit einer Vertrauensperson darüber, wenn es schwierig ist, jemand auf Abstand zu halten.

… Erwachsene dich überreden wollen, etwas geheim zu halten:

z. B. du niemanden erzählen sollst, dass ihr oft Kontakt habt, ihr euch nähergekommen seid, du die Schule geschwänzt hast etc.

✅ Tipp #8

  • Es gibt gute und schlechte Geheimnisse, bei guten fühlt man sich gut, bei schlechten nicht. Wenn du dich bei einem Geheimnis nicht gut fühlst, suche dir eine Vertrauensperson, mit der du darüber reden kannst.

… du jemand nur über das Internet kennst:

Das Internet macht es leicht, die eigentliche Identität von einer Person zu verbergen.

Hinter einem Foto von einem Gleichaltrigen kann sich in Wirklichkeit eine ganz andere (erwachsene) Person verbergen oder jemand kann ganz bewusst ein falsches Alter angeben.

Es gibt auch Kriminelle, die so die sexuelle Neugier von Jugendlichen ausnützen, um sie später mit Geldforderungen zu erpressen (Sextortion, Skype-Sexcam-Falle).

✅ Tipp #9

  • Gib möglichst wenig Informationen über dich an Personen weiter, die du nur online kennst, keinesfalls Namen oder Wohnort.
  • Beachte deine Privatsphäre-Einstellungen in sozialen Netzwerken.
  • Sei vorsichtig, wenn es sehr schnell zu sexuellen Themen kommt.
  • Mach dir die ersten Treffen mit Personen, die du online kennengelernt hast, nur an Orten aus, wo auch andere Menschen sind, die dir beistehen können.
  • Bedenke, dass alles, was du vor der Webcam machst, mitgefilmt werden kann.
Quelle

mit freundlicher Genehmigung von Rat auf Draht

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