Das ist die Fortführung von dem gestrigen Artikel, falls du den noch nicht gelesen hast, solltest du das unbedingt machen. 😊
Schuldgefühle, Wut und Traurigkeit?!
Da die unberechenbaren Verhaltensweisen schwer zu verstehen sind, suchen viele die Schuld dafür eventuell bei sich. Mögliche Erklärungen für sich selbst können Vorwürfe (z. B. „Ich war nicht brav genug“) sein.
Die Erkrankung der Eltern und die Veränderung dadurch macht nicht selten auch wütend. Obwohl es vollkommen verständlich ist, wütend darüber zu sein, löst diese Wut wiederum ein Schuldgefühl aus – nämlich dass man solche Gefühle den Eltern gegenüber hat.
Traurigkeit über die Situation ist ebenso eine ganz verständliche und normale Reaktion. Zur Verarbeitung ist es wichtig, dass man diese Traurigkeit zulässt – schau, was für dich passend ist und dir guttut.
Tipps dazu findest du im Link unten.
✅ Tipp #5
- Du bist NICHT schuld daran, dass es der erkrankten Person so geht. Psychische Erkrankungen sind genauso Krankheiten, wie körperliche – Schuldige gibt es hier nicht!
- Es ist verständlich und in Ordnung, wenn du mal wütend oder traurig bist. Gefühle haben immer einen Hintergrund – such dir jemanden, mit dem du darüber sprechen kannst.
- Wenn du gern Sport machst, kann das eine Möglichkeit sein, dir Luft zu machen.
Wie sieht es mit Freunden aus?
Manchmal kommt es vor, dass sich Kinder von psychisch erkrankten Eltern von der Umwelt isolieren und dadurch zu Außenseitern werden.
Es kann auch sein, dass Schulkollegen bzw. Freunde, die von der Erkrankung der Eltern wissen, damit nicht umgehen können.
Loyalitätskonflikte können ebenso entstehen. Ein Beispiel dafür kann folgende Überlegung sein „Gehe ich mit meinen Freunden aus oder bleibe ich lieber zu Hause und unterstütze meine Eltern?“
Solche Loyalitätskonflikte sind sehr unangenehm, weil jede Alternative Nachteile mit sich bringt.
✅ Tipp #6
- Trau dich und sprich ganz offen über die psychische Erkrankung der Eltern. Du kannst deinen Lehrer fragen, ob er dich dabei unterstützt. Wenn du magst, kannst du auch um eine Stunde bitten, in der die Klasse über psychische Erkrankungen sprechen kann.
- Trotz Erkrankung von Eltern(teilen) hast du ein Recht auf Freunde, Ausgehen, Hobbys, Freizeit und dergleichen – beziehe Verwandte oder andere Unterstützungsangebote mit ein, damit Aufgaben verteilt werden können.
Das Wesentliche im Überblick:
- Unberechenbare Verhaltensweisen können Angst machen – hol dir Infos über die Erkrankung, denn Unbekanntes macht noch mehr Angst!
- Du bist NICHT schuld daran, dass es der erkrankten Person so geht. Psychische Erkrankungen sind genauso Krankheiten, wie körperliche (also zum Beispiel ein gebrochenes Bein).
- Dass du möglicherweise Trauer oder Wut empfindest, ist verständlich und gesund – such dir Leute, mit denen du darüber sprechen kannst.
- Übernimm nicht den ganzen Rucksack an Verantwortung, gib einen Großteil an Verwandte oder andere Personen ab – du musst das Leben deiner Eltern nicht meistern!
- Hol dir so viel Unterstützung wie möglich, sowohl in dem Sinne, dass es Leute gibt, mit denen du über die Belastung sprechen kannst als auch, dass du wirklich aktiv unterstützt wirst (dass z.B. jemand einkaufen geht etc.).
- Vergiss nicht auf dich und deine Bedürfnisse – denn du bist wichtig!
✅ Tipp #7 – Du bist wichtig
- Auch wenn es deinen Eltern schlecht geht, brauchst du kein schlechtes Gewissen haben, wenn du glücklich bist und einen schönen Tag verbringst. Gerade bei hohen Belastungen ist eine Auszeit, in der man Abstand hat und glücklich sein kann, unglaublich wichtig.
- Es ist nicht deine Aufgabe, den kompletten Haushalt zu erledigen, deine Geschwister zu versorgen und obendrein noch zu kochen.
- Frage Angehörige um Hilfe, damit nicht alles auf dir lastet.
- Deine Bedürfnisse sind wichtig und haben Berechtigung, genauso wie deine Hobbys.
- Es gibt viele psychosoziale Beratungsstellen, die dir und deiner Familie Unterstützung anbieten (Links dazu findest du unten).
✅ Tipp #8 – Unterstützungsmöglichkeiten
- Sprich mit einer erwachsenen Vertrauensperson darüber, das können zum Beispiel andere Verwandte oder Lehrer sein.
- HPE steht für „Hilfe für Angehörige psychisch Erkrankter“ und hat Standorte in ganz Österreich. Den Link zur Homepage von HPE findest du unten.
- Beim Bürgerservice bekommst du österreichweit gebührenfrei und vertraulich Beratung und Infos zu allen Bereichen der Themen Pflegebedürftigkeit und Pflege. Anschließend findest du den Link für mehr Infos über das Bürgerservice sowie die Telefonnummer und Erreichbarkeit.
- Auch die für dich zuständige Kinder- und Jugendhilfe (früher Jugendamt genannt) ist eine mögliche Anlaufstelle – es ist nicht so, dass du Angst haben musst, automatisch von zu Hause wegzukommen, nur wenn du dich an die Kinder- und Jugendhilfe wendest.
- In Niederösterreich gibt es zusätzlich vom psychosozialen Dienst ein kostenloses Angebot: KIPKE bietet Beratung für Kinder psychisch kranker Eltern an. Den Link zur Homepage und zum Download eines Folders findest du unten.
Quelle
mit freundlicher Genehmigung von Rat auf Draht
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