Ist dein Vater oder deine Mutter depressiv, süchtig oder schizophren? Wie kannst du damit umgehen, wenn Elternteile psychisch krank sind?
Es gibt viele verschiedene psychische Erkrankungen.
Alle haben gemeinsam, dass sie die erkrankte Person beeinträchtigen. Es kann z.B. das Gefühlsleben, das Verhalten, die Wahrnehmung, das Denken bzw. die Beziehungsfähigkeit beeinträchtigt sein.
Bei der Entstehung spielen psychische, soziale und genetische Ursachen mit. Es kann für erkrankte Personen schwierig sein, etwas zu verändern, bzw. braucht es dazu oft Unterstützung von außen.
Mama und/oder Papa ist/sind anders …
Erkrankte Elternteile verhalten sich manchmal unberechenbar oder unbeständig. Das ist dann oft schwierig zu verstehen und kann natürlich unsicher machen.
Eine psychische Erkrankung ist nicht weniger belastend als eine andere Krankheit. Betroffene können auch mit der Elternrolle überfordert sein.
Oft ist es dann so, dass man als Kind Aufgaben übernimmt, die eigentlich Elternsache sind.
Durch manche psychische Erkrankungen ist auch die Art Gefühle zu empfinden und auszudrücken beeinträchtigt. Für nahestehende Personen kann sich das so anfühlen, als würden sie weniger geliebt werden.
Selbst wenn durch Gespräche klar wird, dass das nicht stimmt, ist es trotzdem nicht einfach damit umzugehen.
✅ Tipp #1
Als Kind hast du immer ein Recht auf die Erfüllung deiner Bedürfnisse, das betrifft natürlich ebenso die emotionalen, ganz egal, ob deine Eltern krank sind oder nicht.
Eine stabile Beziehung zu einem gesunden Erwachsenen ist daher wichtig. Das kann auch ein Verwandter sein, wenn es bei den Eltern nicht möglich ist.
Schamgefühle können entstehen
Viele schämen sich, wenn die Eltern eine psychische Erkrankung haben. Das ist zwar eine ganz normale Reaktion, du musst dich dafür jedoch nicht schämen.
Oft wird, solange wie möglich versucht, die Erkrankung geheim zu halten und das Leben nach außen so zu leben, als wäre alles „normal“.
Nützlicher ist es allerdings, wenn man sich Unterstützung holt. Dadurch wird der Umgang mit der Krankheit weniger zu einem Tabu. Das ist meistens sehr erleichternd.
✅ Tipp #2
Trau dich ruhig, darüber zu reden und dir Unterstützung zu holen! Psychische Erkrankungen sind genauso Krankheiten, wie körperliche (also zum Beispiel ein gebrochenes Bein) – sie sind also nichts, wofür man sich schämen muss!
Das Verhalten des Erkrankten kann Angst machen
Jede psychische Erkrankung hat eigene Symptome. Diese lassen das Verhalten der erkrankten Person womöglich komisch oder nicht alltäglich erscheinen.
Unbekanntes bzw. Unverständliches kann Angst machen. Hol dir deswegen Infos zur Erkrankung und sprich mit Vertrauenspersonen über deine Ängste und Sorgen.
✅ Tipp #3 – Infos über die Erkrankung bekommst du bei verschiedenen Stellen
- Beispielsweise bietet HPE Österreich Hilfe für Angehörige psychisch Erkrankter an.
- Es gibt sogenannte Angehörigengruppen, denen du dich anschließen und dir Infos holen kannst.
- Wenn Elternteile in Behandlung sind, kannst du nach Absprache mit ihnen um ein Informationsgespräch mit dem Arzt/Psychotherapeuten bitten.
Vorsicht vor einer Rollenumkehr!
Erkrankte Elternteile können oft die Aufgaben des Alltags nicht erledigen. Häufig kommt es dann dazu, dass man als Kind Tätigkeiten der Eltern übernimmt – die Rollen drehen sich quasi um.
Wenn das passiert, kann es z.B. der Fall sein, dass man plötzlich einkaufen geht, kocht, den Haushalt meistert, die Erziehung der Geschwister übernimmt, diese zur Schule bringt und abholt, Hausaufgaben mit ihnen macht, schwierige Probleme alleine löst, um die Eltern nicht zu belasten etc.
Es macht einen Unterschied, ob man manchmal ein paar Pflichten übernimmt oder dauerhaft eine zu große Verantwortung trägt.
Die Kinder von psychisch Erkrankten wirken auf Außenstehende erwachsener, als man es vom Alter her erwarten würde.
Das ist deshalb so, weil sie früh eigenständig werden und eine Menge an Verantwortung tragen. Viele zeigen die starke Belastung nach außen nicht und versuchen den Eltern so wenig wie möglich zuzumuten.
Sie sind dann z.B. besonders engagiert in der Schule. Manche beginnen bei zu hoher Belastung zu rebellieren.
✅ Tipp #4
- Auch wenn Elternteile erkrankt sind, hast du ein Recht auf dein Leben und eine Entwicklung in deinem Tempo – hol dir Unterstützung und gib Aufgaben an z. B. Verwandte ab, damit du wieder Zeit für dich hast!
- Wenn du bemerkst, dass du dich oder ein Freund sich extrem zurückzieht oder rebelliert, sprich mit einer Vertrauensperson darüber. Vielleicht steckt eine massive Belastung dahinter.
Quelle
mit freundlicher Genehmigung von Rat auf Draht
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